14.03.2001

Spitzenkandidaten der Parteien zu Gast beim CVJM Bickenbach

von Tim Schmöker

Unter dem Motto „Wir mischen mit – Junge Leute stellen Kandidaten zur Rede“ veranstaltete der CVJM Bickenbach wenige Tage vor der Kommunalwahl eine Parteienbefragung. Die Spitzenkandidaten aller vier in Bickenbach antretenden Listen waren gekommen, um den interessierten Jugendlichen und Erwachsenen Rede und Antwort zu stehen. Leider wollten sich nur wenige Jugendliche diese Gelegenheit nicht entgehen lassen. Dafür waren einige Erwachsene und vor allem zahlreiche weitere Kandidaten für das Gemeindeparlament gekommen.

Zu Beginn der Veranstaltung stellten die vier Spitzenkandidaten sich und das Programm ihrer Parteien vor. Peter Böhm (CDU) stellte hierbei heraus, dass die CDU in den nächsten Jahren die sparsame Haushaltpolitik fortführen möchte und einen Schwerpunkt auf die Verkehrsentlastung der Gemeinde legen will. Ulrich F. Koch (Komm,A) verwies auf die zahlreichen erfolgreichen Initiativen der Grünen in den letzten vier Jahren und warnte vor der absoluten Mehrheit einer Partei im Gemeindeparlament. Markus Hennemann (SPD) stellte dem Publikum seine Ziele im Bereich Vereine und Soziales, sowie einen konkreten Vorschlag für die Gestaltung des Rathausvorplatz vor. Rolf Meyer (F.D.P.) hob hervor, dass seine Partei das neue Wahlrecht ermöglicht hat und er den Bürgern mehr Gestaltungsmöglichkeiten geben will. Alle Parteien betonten, dass Ihnen die Förderung der Bickenbacher Vereine besonders am Herzen liegt.

Anschließend konnte das Publikum Fragen stellen. Ein Mitglied des Kegelklubs beklagte sich darüber, dass die Förderung der Gemeinde für diesen Verein sehr gering ausfällt. Hier versprachen alle, dass sie sich hierum kümmern würden, auch wenn aufgrund der Struktur dieses Vereins ein Erfolg keineswegs sicher sei. Eine weitere Frage bezog sich auf den Beschluss der Gemeindevertretung, dem Jugenheimer Schwimmbadverein einen Zuschuss von 50.000 DM zu gewähren. Ein Bürger stellte in Frage, ob ein Zuschuss an eine andere Gemeinde überhaupt üblich sei und ob auch Bickenbach schon solche Zuschüsse erhalten habe. Rolf Meyer und Peter Böhm betonten, dass sie diesen Beschluss für falsch hielten, da das Schwimmbad bereits finanziert sei und solch ein Zuschuss auch nicht üblich sei. Ein symbolischer Zuschuss sei hier angebracht, 50.000 DM könnten besser verwendet werden. Markus Hennemann und Ulrich F. Koch stellte klar, dass das Jugenheimer Schwimmbad von vielen BickenbacherInnen genutzt wird und es sich bei diesem Zuschuss um weniger als ein Prozent der Bausumme handele. Daher sei dieser Zuschuss angemessen. Auch erhalte Bickenbach z.B. für die laufenden Kosten des Bahnhofs von Seeheim einen Zuschuss. Ein weiterer Bürger interessierte sich für die Einrichtung einer Berufsakademie in der Region. Alle Parteien sagten hier zu, ein solches Vorhaben zu unterstützen, da jede moderne Form der Berufsausbildung gefördert werden müsse. Allerdings sei an dieser Stelle zunächst die Landesregierung gefordert. In diesem Zusammenhang plädiert Rolf Meyer dafür, dass den Bickenbacher Vertretern im Kreistag in Zukunft das Wohl Bickenbachs in erster Linie am Herzen liegen sollte.

Jugendliche aus dem CVJM hatten einige Fragen vorbereitet, die die Kandidaten nun beantworten konnten: Sehen Sie Bickenbach als einen, für Jugendliche attraktiven Ort? Finden Sie die Situation verbessernswert? Wenn ja, wie wollen Sie das tun? Warum sollte man Sie/Ihre Partei, insbesondere als Jugendlicher, wählen? Was unterscheidet Sie/Ihre Partei von anderen?
Markus Hennemann hält Bickenbach für einen für Jugendliche attraktiven Ort, da es durch Vereine und Gemeinde zahlreiche Angebote für Jugendliche gibt und auch die ÖPNV-Anbindung an Darmstadt immer besser wird. Da seine Partei aus Mitgliedern aller Altersgruppe besteht ist es Jugendlichen hier möglich, im Dialog mit Älteren die Zukunft Bickenbachs mitzugestalten. Ulrich Koch bedauerte, dass der Jugendtreff der Gemeinde nicht alle Jugendlichen anspricht und daher immer ein Teil von diesen nur wenige Bindungen hat. Hier müsse mehr getan werden. Rolf Meyer bedauerte, dass er vor einigen Jahren nicht dafür war, den Jugendtreff ins alte Rathaus zu verlegen. Er forderte, die Jugendlichen dazu auf, sich in der Gemeinde, sei es im Verein oder in einer Partei, zu engagieren, wobei hier stetiges Engagement von Nöten ist. Peter Böhm lobte ebenfalls die guten Angebote für Jugendlichen in Bickenbach, beklagte sich aber auch über den teilweise achtlosen Umgang von Jugendlichen mit diesen Leistungen. Ein Beispiel sei die Skate-Anlage, die ein halbes Jahr nach Instandsetzung mutwillig zerstört wurde. Hier erwarte er Disziplin von den Jugendlichen. Auf die Nachfrage nach Mitbestimmungsmöglichkeiten für Jugendliche in der Gemeinde verwiesen alle darauf, dass vor einigen Jahren der gemeinsame Vorstoß für ein Jugendparlament mangels Interesse von Jugendlichen gescheitert sei. Da der Wunsch aufkam, dass man es vielleicht noch einmal mit einer verbesserten Motivation der Jugendlichen probieren könnte, meldete sich der ebenfalls anwesende Bürgermeister Martini zu Wort. Er bedauerte die recht schwache Teilnahme von Jugendlichen an diesem Abend. Dies sei leider symptomatisch für deren Interesse. Wenn aber junge Leute bei der Gestaltung von Bickenbach mitgestalten wollen, dann wären er, die Jugendpflege und alle Parteien jederzeit bereit und ein Ansprechpartner für die Jugendlichen.

Auf die Frage, wie die Parteien zum Bickenbacher Volksfest in der Bachgasse stehen, da zahlreiche Vereine immer weniger Geld einnehmen würden, standen alle Bickenbacher Parteien klar zum Volksfest, da dieses für die Bickenbacher Vereine aus finanzieller Sicht notwendig sei. Daher dürfe es nicht kommerzialisiert werden. Sollte die Bachgasse eines Tages nichtmehr zur Verfügung stehen, dann muss eine andere Möglichkeit gefunden werden. Der Rathausvorplatz ist hier für alle ein zentraler Punkt.

In einem abschließenden Votum rief Rolf Meyer die Parteien dazu auf, mehr Vertrauen in die Kommunalpolitik zu bringen und das vorhandene Fachwissen über die Parteigrenzen hinweg zum Wohl der Gemeinde zu nutzen. Markus Hennemann rief dazu auf, dass die Parteien unter dem Motto „Sozial.Menschlich.Lebenswert.“ auch in Zukunft gemeinsam für Bickenbach arbeiten. Ulrich Koch zeigte sich erfreut, dass weder im Kreis noch in Bickenbach eine rechtsradikale Partei antrete und warnte nochmals vor einer absoluten Mehrheit einer Partei, da nur durch Dialog und Kompromiss das Beste für Bickenbach herauskommen könne. Peter Böhm schließlich plädierte ebenfalls für eine Zusammenarbeit der Bickenbacher Parteien, egal von welcher Partei der Bürgermeister gerade ist. Anschließend dankte er im Namen aller vier Kandidaten dem CVJM für die Möglichkeit, die eigenen Standpunkte in einem solchen Rahmen vorstellen zu können.

Thomas Beder, der Moderator des Abends, rief abschließend alle Anwesenden dazu auf, am kommenden Sonntag von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen – und anschließend beim Weltdienstcafé des CVJM zwischen 14.30 Uhr und 17 Uhr im Jugendzentrum vorbei zu schauen.

Der harmonische Verlauf des Abends macht Hoffnung, dass die aktuellen Wogen schnell geglättet werden können und sich nach der Wahl alle politisch Verantwortlichen in Bickenbach wieder um das Wohl aller Bürger kümmern werden.