Zur Kapitelübersicht
 
Kapitel zurück
Kapitel vor
 
Apostelgeschichte 7
[1] [2] [3] [4] [5] [6] [7] [8] [9] [10] [11] [12] [13] [14] [15] [16] [17] [18] [19] [20] [21] [22] [23] [24] [25] [26] [27] [28] [29] [30] [31] [32] [33] [34] [35] [36] [37] [38] [39] [40] [41] [42] [43] [44] [45] [46] [47] [48] [49] [50] [51] [52] [53] [54] [55] [56] [57] [58] [59] [60]
 
Die Verteidigungsrede des Stephanus
1 Der Hohepriester fragte ihn: »Stimmt es, was die Männer hier von dir behaupten?«
2 Stephanus antwortete: »Hört mich an, liebe Brüder und Väter! Gott, dem alle Ehre zukommt, erschien unserem Vater Abraham in Mesopotamien, noch ehe Abraham nach Haran gezogen war.
3 Gott forderte ihn auf: 'Verlaß dein Vaterland, deine Verwandten, und ziehe in das Land, das ich dir zeigen werde!'
4 So verließ Abraham das Land der Chaldäer und wohnte in Haran, bis sein Vater starb. Dann brachte Gott ihn hierher, wo ihr jetzt wohnt.
5 Aber Gott gab ihm keinen Fußbreit eigenes Land, obwohl er ihm zugesagt hatte, daß seinen Nachkommen alles Land gehören würde. Zu der Zeit aber hatte Abraham noch keine Kinder!
6 Gott sagte zu ihm: 'Deine Nachkommen werden in einem fremden Land heimatlos sein. Vierhundert Jahre wird man sie ausbeuten, und sie werden viel leiden müssen.'
 
7 Aber Gott versprach Abraham auch: 'Ich werde das Volk bestrafen, das die Israeliten so lange unterdrückt hat. Dann werden deine Nachkommen Ägypten verlassen und mir hier dienen.'
 
8 Damals schloß Gott mit Abraham den Bund, dessen Zeichen die Beschneidung ist. Als später Isaak geboren wurde, beschnitt ihn sein Vater Abraham acht Tage nach der Geburt. Auch Isaak und sein Sohn Jakob hielten an dieser Ordnung fest, ebenso Jakobs zwölf Söhne, unsere Stammväter.
 
9 Weil aber Jakobs Söhne auf ihren Bruder Joseph neidisch waren, verkauften sie ihn als Sklaven nach Ägypten. Doch Gott verließ Joseph nicht,
10 sondern half ihm jedesmal, wenn er in Not geriet. Joseph konnte die Gunst des ägyptischen Königs, des Pharao, gewinnen. Wegen der ungewöhnlichen Weisheit, die Gott ihm gegeben hatte, wurde Joseph vom Pharao schließlich zum Verwalter über ganz Ägypten und den Königshof eingesetzt.
 
11 Dann aber brach in Ägypten und Kanaan eine Hungersnot aus. Die Not war so groß, daß auch unsere Väter nichts mehr zu essen hatten.
12 Als Jakob erfuhr, daß es in Ägypten noch Getreide gab, schickte er seine Söhne in dieses Land.
13 Bei ihrer zweiten Reise nach Ägypten gab sich Joseph seinen Brüdern zu erkennen. Nun erfuhr der Pharao, aus welchem Land Joseph stammte.
14 Joseph ließ seinen Vater Jakob und alle seine Verwandten nach Ägypten kommen, insgesamt fünfundsiebzig Menschen.
15 So kam Jakob nach Ägypten. Er und alle unsere Vorfahren lebten dort bis zu ihrem Tode.
16 Später wurden sie nach Sichem überführt und in dem Grab beigesetzt, das Abraham von den Nachkommen Hemors erworben hatte.
 
17 Dann kam die Zeit, daß Gott sein Versprechen erfüllen wollte, wie er es Abraham gegeben hatte. Die Nachkommen Josephs und seiner Brüder waren in Ägypten zu einem großen Volk geworden.
18 Ein neuer Pharao kam an die Macht, der von Joseph nichts mehr wußte.
19 Grausam unterdrückte er unser Volk. Er schreckte nicht einmal davor zurück, unsere Väter zu zwingen, ihre neugeborenen Kinder auszusetzen und auf diese Weise zu töten.
 
20 In dieser Zeit wurde Mose geboren, mit dem Gott etwas Besonderes vorhatte. Drei Monate lang versteckten ihn seine Eltern in ihrem Haus.
21 Als er dann doch ausgesetzt werden mußte, fand ihn die Tochter des Pharao. Sie zog ihn auf wie ihren eigenen Sohn.
22 Mose wurde in allen Wissenschaften der Ägypter gründlich ausgebildet, und er stand - mit allem, was er sagte oder tat - in hohem Ansehen.
 
23 Als Mose vierzig Jahre alt war, begann er sich um seine Brüder, die Israeliten, zu kümmern.
24 Eines Tages mußte er mitansehen, wie ein Israelit von einem Ägypter mißhandelt wurde. Ohne zu zögern, griff er ein und schlug den Ägypter tot.
25 Mose meinte, seine Landsleute müßten jetzt erkennen, daß Gott ihn zur Befreiung seines Volkes geschickt hatte. Doch sie erkannten es nicht.
26 Am nächsten Tag sah Mose, wie sich zwei Israeliten stritten. Er versuchte, den Streit zu schlichten, und sagte zu ihnen: 'Ihr gehört doch zu ein und demselben Volk, warum schlagt ihr euch?'
27 Aber der mit dem Streit angefangen hatte, stieß ihn zurück und schrie: 'Wer hat dich eigentlich zu unserem Herrn und Richter gemacht?
28 Willst du mich etwa auch umbringen, wie du gestern den Ägypter getötet hast?'
29 Mose erschrak über diese Worte. Er verließ Ägypten und floh nach Midian, wo er als Ausländer lebte. Dort wurden ihm zwei Söhne geboren.
30 Vierzig Jahre vergingen. Da erschien ihm in der Wüste am Berg Sinai der Engel Gottes im Feuer eines brennenden Dornbusches.
31 Mose sah die Flamme und wunderte sich über die seltsame Erscheinung. Als er aber näher an den Busch herantrat, hörte er die Stimme Gottes:
 
32 'Ich bin der Gott deiner Väter, der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs.' Mose zitterte vor Angst und wagte nicht aufzusehen.
33 Aber der Herr redete weiter zu ihm: 'Ziehe deine Schuhe aus; das Land, auf dem du stehst, ist heilig.
34 Mir sind die Leiden meines Volkes in Ägypten nicht verborgen geblieben, und sein Weinen und Klagen habe ich gehört. Nun bin ich gekommen, um es zu befreien. Gehe deshalb zurück nach Ägypten!'
35 Gott sandte also gerade den Mann als Befreier zu den Israeliten, den sie mit den Worten abgewiesen hatten: 'Wer hat dich zu unserem Herrn und Richter gemacht?' Ihn erwählte Gott durch den Engel im brennenden Dornbusch zu ihrem Befreier,
36 und Mose führte unser Volk aus Ägypten. Überall wirkte er Zeichen und Wunder: in Ägypten, am Roten Meer und während der vierzig Jahre in der Wüste.
 
37 Mose war es auch, der zum Volk Israel sagte: 'Einmal wird euch der Herr, euer Gott, einen Propheten senden, der - wie ich - aus eurer Mitte stammt.'
38 Dieser Mose wurde zum Vermittler zwischen unserem Volk und dem Engel, der ihm auf dem Berg Sinai das Gesetz Gottes gab. Mose sollte uns Gottes Gebote übermitteln, die allen das Leben bringen.
39 Aber unsere Väter wollten ihm nicht gehorchen. Sie begannen, sich nach dem Leben in Ägypten zurückzusehnen, und erhoben sich sogar gegen Mose, als er auf dem Berg Sinai war.
40 Von seinem Bruder Aaron verlangten sie: 'Mache uns Götzenbilder. Wir wollen sie vor uns hertragen, damit sie uns führen. Mose hat uns überredet, Ägypten zu verlassen. Aber niemand von uns weiß, was aus ihm geworden, wo er geblieben ist.'
 
41 Sie gossen sich ein Stierkalb aus Gold, das ihr Gott sein sollte. Als es fertig war, freuten sie sich über ihren Götzen und brachten ihm ihre Opfer.
42 Da wandte sich Gott von ihnen ab und überließ sie ihrem Schicksal. So kam es, daß sie zur Sonne, dem Mond und den Sternen beteten, wie es im Buch des Propheten Amos steht: 'Habt ihr vom Volk Israel mir in den vierzig Jahren eurer Wüstenwanderung jemals Opfertiere und Schlachtopfer gebracht und mich als Gott verehrt?
43 Nein, ihr habt die Abbilder des Gottes Moloch und Romphan vor euch hergetragen; Götzenbilder, die ihr euch selbst gemacht habt, um sie anzubeten. Deshalb werde ich euch in die Gefangenschaft führen, noch weit über Babylon hinaus.'
 
44 Während ihrer ganzen Wanderung durch die Wüste trugen unsere Väter ein Zelt mit sich, das ihnen als Tempel diente. Gott selbst hatte ihnen befohlen, ein solches Zelt zu bauen, und zwar genau so, wie er es Mose gezeigt hatte.
45 Die folgende Generation übernahm das Zelt, und als Josua später das Land eroberte, aus dem die Heiden von Gott vertrieben wurden, nahmen sie das Zelt mit in ihre neue Heimat. Dort blieb es noch bis zur Zeit des Königs David.
 
46 Diesem König bewies Gott immer wieder seine Gunst. David war es auch, der den Gott Israels bat, ihm einen Tempel bauen zu dürfen.
47 Doch erst Salomo verwirklichte diesen Plan.
48 Aber der höchste Gott wohnt ohnehin nicht in Häusern, die ihm Menschen bauen. So sagt schon der Prophet Jesaja:
49 'Der Himmel ist mein Thron und die Erde der Schemel, auf den ich meine Füße setze. Was für ein Haus also wollt ihr mir bauen, in dem ich wohnen könnte?
50 Habe ich doch das Weltall geschaffen!'
 
51 Ihr Unbelehrbaren, ungehorsam seid ihr, unablässig widersetzt ihr euch Gottes Geist. Wie eure Väter weigert ihr euch, Gottes Willen zu erfüllen.
52 Nennt mir einen einzigen Propheten, den eure Väter nicht verfolgt haben. Sie haben alle umgebracht, die vom Kommen eures Retters sprachen. Ihr aber seid die Verräter und Mörder dieses Gerechten!
53 Gott hat euch durch seine Engel das Gesetz gegeben, aber ihr habt euch nie danach gerichtet.«
 
Der Märtyrertod des Stephanus
54 Über diese Worte des Stephanus gerieten seine Zuhörer in maßlose Wut.
55 Stephanus aber blickte, erfüllt vom Heiligen Geist, zum Himmel auf und sah dort Gott in seiner Herrlichkeit und Jesus an seiner rechten Seite.
56 »Ich sehe den Himmel offen!« rief Stephanus, »und Jesus, den Menschensohn, auf dem Ehrenplatz an der rechten Seite Gottes!«
 
57 Jetzt schrien sie ihn nieder, hielten sich die Ohren zu, um seine Worte nicht länger hören zu müssen, stürzten sich auf ihn
58 und zerrten ihn aus der Stadt. Hier steinigten sie ihn. Die Männer, die das Urteil vollstreckten, legten ihre weiten Umhänge ab und gaben sie einem jungen Mann, der Saulus hieß.
 
59 Als sie Stephanus töteten, betete er laut: »Herr Jesus, nimm meinen Geist zu dir!«
60 Er kniete nieder und rief: »Herr, vergib ihnen diese Schuld!« Mit diesen Worten starb er.
 
Kapitel vor 
 
Bibelübersetzung 'Das lebendige Buch' (Hoffnung für alle)
weitere Informationen