"Die Jungs" im Bayerischen Wald

Vom 09. bis zum 16.07.2007 besuchten "die Jungs" des CVJM Bickenbach zu neunt den Bayerischen Wald

Der 1970 eröffnete Nationalpark Bayerischer Wald ist der älteste seiner Art in Deutschland. Seit der Erweiterung 1997 umfasst er eine Fläche von über 24.000 Hektar weitgehend vom Menschen unbeeinflussten Waldes. Diese einmalige Mittelgebirgslandschaft an der Landesgrenze zur Tschechischen Republik bot neun jungen Mitgliedern des CVJM Bickenbach Anfang Juli diesen Jahres einen grandiosen Hintergrund für ihre mittlerweile dritte vollständig selbst organisierte Freizeit. Unter der Leitung von Simon Schumann, Benedict Götz und Malte Koch wanderten sechs junge Männer im Alter von 15 bzw. 16 Jahren acht Tage durch eine der eindrucksvollsten Landschaften, die Deutschland zu bieten hat.

Am 09.07. traf man sich früh morgens zur Abfahrt am Bickenbacher Bahnhof, wo gleich die erste Aufgabe auf die neun wartete. Es galt, die zwanzig Liter Wasser, sowie Essensvorräte für die nächsten zwei Tage in den Rucksäcken zu verstauen, die, wie sich herausstellen sollte, einiges mehr an Fassungsvermögen aufwiesen, als die Träger selbst das für möglich gehalten hätten. Nach der mehrstündigen Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln kamen sie Nachmittags in Neukirchen beim heiligen Blut an, von wo es direkt los ging zum Aufstieg auf die erste Hütte, den Berggasthof Schönblick auf den Hohenbogen. Das Wetter war bescheiden, die Sicht schlecht, der Nebel mischte sich mit Nieselregen. Am Abend auf der Hütte war man dementsprechend nass. Die nächsten Tage zeigte sich das Wetter gleich bleibend, sodass von der teilweise sicher beeindruckenden Weitsicht nur eine Ahnung blieb. Über die Kötztinger Hütte und den Berggasthof Eck im gleichnamigen Ort gelangte die Gruppe schließlich auf den mit 1456 m höchsten Berg des Bayerisch-Böhmischen Waldes, den Großen Arber. Auch hier konnte leider von guter Sicht noch nicht die Rede sein, die Wolken zogen über den Gipfel weg und die Wanderer hatten die zweit längste Tagesetappe mit ungefähr 25 Kilometern Strecke und mehreren Voranstiegen in den Knochen. Wer sich dem Großen Arber nämlich auf dem Höhenweg von Nordwesten her nähert, muss zunächst zahlreiche andere Tausender und die entsprechenden An- und Abstiege meistern, wie Schwarzeck (1238 m), Enzian (1285 m) und den Kleinen Arber mit 1384 m. Am fünften Tag klarte das Wetter deutlich auf, endlich war zu sehen, was die Wolken und der Nebel tagelang vorenthalten hatten: Soweit das Auge blickt grüne Berge und Hügel, Wald bis zum Horizont, mehr als die meisten der Jungs bisher in Deutschland gesehen hatten. Freitag bis Montag hatte das Wetter ein Einsehen und schenkte immer wieder beeindruckende Aussicht von den Felsen hoch über dem Bayerischen Wald. Ab Bayerisch Eisenstein, der Einkaufsstation nach dem Arber, auf dem Weg zum Großen Falkenstein (1312 m), bewegten sich die jungen Südhessen dann im Kerngebiet des Nationalparks, was zu interessanten Erkenntnissen über den Sinn und Zweck eines Nationalparks führte. Das Wirken natürlicher Urkräfte gewollt zuzulassen und die Dynamik der Lebensgemeinschaften zu gewährleisten, heißt nämlich, auch Totholz stehen zu lassen und eine natürliche Verjüngung des Waldes bewusst zuzulassen, ohne jeden altersschwachen Baum rechtzeitig abzuholzen und zu verkaufen. Schon auf dem Weg zum Großen Arber hatte man unzählige Bäume, ganze Waldteile, am Boden liegen sehen, die der Orkan Kyrill Anfang des Jahres umgeblasen hatte. Lange nicht alles war hier schon aufgeräumt, da dieses Gebiet jedoch noch nicht zum Kerngebiet des Nationalparks zählt, wurde hier kräftig Holz gerückt und "aufgeräumt", was im Kerngebiet kaum geschieht. Vom Großen Falkenstein aus konnte man dann ein weiteres Schauspiel zum ersten Mal erblicken. Der gesamte Wald auf und um den Großen Rachel (1452 m), bis zum Lusen (1373 m) nämlich wurde seit 1996 kontinuierlich vom Borkenkäfer heimgesucht und stellt ein riesiges Totholzgebiet dar, in dem zigtausende tote Bäume, stehen, liegen, vermodern und durch ihren Schutz den jungen Nachkommen helfen, zu gedeihen. Vom Rachel, wo den Jungs im Waldschmidthaus von dessen Inhaber Kurt "Kurti" Eibl nebst Frau und Mutter ein nach sechs Tagen Ernährung von Brot, Käse, Wurst und Obst fürstliches Festmahl, bestehend aus drei Gängen (es gab Maultaschen, Schweinebraten und Marmorkuchen in Vanillesoße) bereitet wurde, ging es dann am Montag weiter zur letzten Unterkunft, der Jugendherberge in Waldhäuser, einem kleinen Dorf auf dem Weg zum Lusen. Am letzten Abend wurde, wie schon zuvor, immer wenn es Gelegenheit gab, Ultimate Frisbee gespielt, ein schnelles Spiel mit der Scheibe auf der Wiese und eine perfekte Möglichkeit, die restliche Energie herauszukitzeln und viel Spaß zu haben.

Neben dem Wandern als Fortbewegungsart und dem Essen beschäftigten sich die jungen CVJMer natürlich auch damit, im wahrsten Sinne der Worte, über Gott und die Welt zu reden und, wenn die Sonne es gut gemeint hatte, abends auf den warmen Felsen bei Sonnenuntergang auf dem Berg verschiedentliche Gedanken auszutauschen.

Alle neun Mitstreiter im Wald (Jan Ost, Julian Heusler, Tobias Wesp, Paul Keil, Alistair Duncan, Leonard Wolff, Simon Schumann, Benedict Götz und Malte Koch) kamen ohne größere Verletzungen gut wieder nach Hause und es hat allen wieder einmal reichlich Spaß gemacht. Bleibt die Vorfreude auf das Jahr 2008, wo die Gruppe, wenn alles klappt, dann zum ersten Mal gemeinsam ins Ausland fahren wird. Bis dahin trifft man sich, wie unter www.cvjm-bickenbach.de zu erfahren ist, wie seit vielen Jahren, wöchentlich, um miteinander zu spielen, zu lachen, über Glaubensfragen zu sprechen, zu kochen und natürlich reichlich Spaß zu haben.

(Malte Koch)

Am Rachelsee:

vlnr: Benedict Götz, Julian Heusler, Simon Schumann, Jan Ost, Tobias Wesp, Alistair Duncan, Leonard Wolff, Paul Keil, Malte Koch

Unterwegs vom Arber nach Bayerisch Eisenstein:

vlnr: Tobias Wesp, Jan Ost, Julian Heusler, Alistair Duncan, Paul Keil, Leonard Wolff

Abendstimmung auf dem Großen Rachel:

Rechts der Sonne der Große Arber